Sie geben endlich der Sehnsucht nach, sich den einen Wunsch zu erfüllen.
Sie nehmen sich die Zeit. Das ist das einzige was sie brauchen.
Die Stücke sind zuerst kurz (bis ca. 4 – 8) Takte. Nach und nach werden sie länger.
Beide Hände sind sofort beteiligt. Die Hände spielen abwechselnd und so erklingt eine Liedmelodie. Einiges später spielen die Hände gleichzeitig und bilden Melodie und Begleitung. Schließlich spielen sie im Kontrapunkt ein komplexes Stück.
Zu zweit zu musizieren ist rasch möglich und die Klangvielfalt von Musik und den Zauber des Klaviers im eigenen Tun tun zu erleben. Entweder zu zweit am Klavier oder mit einer Flöte, einer Geige, einer Posaune.
Können und nicht können, richtig spielen und Fehler machen: das gehört zusammen. Fertigkeiten, Gelerntes bleibt gekonnt. Es wird wiederholt. Neu zusammengesetzt. Bekanntes in verändertem Zusammenhang ergibt ein neues Stück. Es ist gerade eben so neu, dass es an das Gekonnte anknüpft. Das Gekonnte bildet Wurzeln im Spieler / der Spielerin. Ihm / Ihr erscheint das Neue leichter, da auf der Basis des Bekannten aufgebaut wird. Daher wird das Neue als erlernbar erlebt.
Langsam spielen ist erlaubt, ja essentiell. Denn dann werden kaum oder gar keine falschen Töne gespielt. Durch das langsame spielen führt die Gleichzeitigkeit von lesen, denken, übertragen der Noten auf die Finger zum Anschlag auf der richtigen Taste. Fehler entstehen gar nicht erst und die Hände gewöhnen sich an die Gleichzeitigkeit der richtigen Tastenfolge. Langsam spielen fällt sehr schwer. Je nach dem welches Tempo die eigene Atmung hat. Zudem weiß man, dass Musik ein gewisses Tempo braucht, um gern gehört zu werden. Also möchte man dieses Tempo spielen. Es gibt also ein Tempo zwischen der eigenen Atmung (der Ruhe) und dem eigenen Anspruch (der Ungeduld). Der Anspruch lässt einen mitunter annehmen, dass man nicht schnell spielt und spielen kann. Tatsächlich spielt man jedoch schwer sehr langsam. Die Schwere liegt zudem im Wechsel.
Manchmal, oft unvorbereitet können die Hände nicht von selbst tun, was sie bereits können. Und schlimmer, die Hände lernen nicht. Es scheint alles weg und vergessen zu sein, was bereits gekonnt wurde. Dieser Zustand ist frustrierend und erschwert es, sich an das Klavier zu setzen und zu üben, es wieder zu probieren, die Stellen zu wiederholen. Eine mögliche Variante, um die Lust wieder zu finden ist, das zu spielen, was leicht ist, etwas, bei dem der Kopf, die Hände und das Lesen der Noten sehr leicht fallen. Das bedeutet unter Umständen zurück zu gehen, auf kleine Stücke, die man an sich für unter seiner Würde ansieht. Doch es ist sinnvoll diesen Schritt zu gehen, um wieder das zu tun, um das es eigentlich geht: spielen, musizieren und es zu erleben. Der Effekt ist erstaunlich: die Möglichkeit schwere Stücke und schwere Stellen zu üben ist ungemein grösser, da es mit Gelassenheit geschieht. Üben wird wieder sehr effektiv sein. Das neue Stück, dass man sich aneignen möchte, bald schon spielbar.
Klavier spielen (lernen) wirkt sich erweiternd auf die Wahrnehmung aus. Man spielt und man hört vollkommen neu, differenzierter. Und erfährt im Tun: was ist Tempo, was ist Metrum, wie fühlen sich verschiedene Dreierrhythmen an. Ist es immer ein Tanzrhythmus? Was ist laut und was ist leise, was ist ein Klang und wie vielfältig kann er sein. Und ist ein Klang nicht lauter als ein Ton, das er ja mehr Töne enthält? Im Spielen werden musikalische Grundbegriffe spielend deutlich. Und sie werden machbar durch einen selbst.